Aprilscherz oder ernst gemeint?
Zusammenfassung:
befremdliche Reaktion der BRAK auf eine Supportanfrage zum beA - es wird nur eine steinalte Linuxversion unterstützt.- Die Bundesrechtsanwaltskammer und eine Zeitreise
- Ein Update und ein Bug
- Antwort auf die Fehlermeldung
- Fazit
- Update 22.4.2021
- Update 9.6.2021
- Zwei Nutzerkommentare
- Bewertung für diese Seite
Die Bundesrechtsanwaltskammer und eine Zeitreise
Seit 2018 nutze ich das besondere elektronische Anwaltspostfach (beA). Dieses wird von der Bundesrechtsanwaltskammer (BRAK) betrieben und stand schon mehrfach in den Schlagzeilen.
Zum Betrieb benötigt man einen Browser und eine JAVA-Software, die u.a. die Verschlüsselung regelt. Diese Software (beA Client Security, bCS) gibt es für Windows, Linux und MacOS. Ich nutze seit 20 Jahren ausschließlich Linux und von daher auch die bCS in der Linux-Variante.
Ach, ich hab noch vergessen: jeder Anwalt muss das beA benutzen, um Nachrichten vom Gericht zu empfangen. Die Software wird auf Kosten der Anwaltschaft durch unsere Beiträge finanziert.
Ein Update und ein Bug
Nach einem Update der bCS im März 2021 (mit einem Sprung auf JAVA-Version 11) gab es bei mir einen kleinen Bug: die bCS reagiert sehr schleppend und braucht immer ca. 3 Minuten, um eine Aktion auszuführen, also: Nachricht öffnen: 3 Minuten, Inhalt herunterladen: 3 Minuten, EB abgeben: 3 Minuten, EB senden: 3 Minuten usw.
Ich habe ja noch in gewisser Weise Verständnis dafür, dass das bei einer Linux-Version mal passieren kann. Wofür ich aber kein Verständnis habe, ist die Reaktion auf meine Fehlermeldung:
Antwort auf die Fehlermeldung
Ich schrieb dem offiziellen Support dieser Software, schilderte das Problem, teilte u.a. mein Betriebssystem mit (das derzeit aktuelle Ubuntu 20.04 LTS) und erhielt heute, am 1. April 2021, folgende Antwort:
Sehr geehrter Herr Meier-Bading,
wir supporten derzeit die getestete Version Ubuntu 16.04. Daher können wir Ihnen bei Ihrem Anliegen nicht weiterhelfen. Für Rückfragen stehen wir Ihnen gern zur Verfügung. .. .. Wesroc GbR im Auftrag der Bundesrechtsanwaltskammer
Ich bin mir ehrlich gesagt nicht ganz sicher, ob das ein Aprilscherz ist oder ob die das tatsächlich ernst meinen. Die Ubuntu-Version 16.04 stammt vom April 2016 und ist eine so genannte Long-Term-Support-Version (LTS), die alle 2 Jahre erscheinen und jeweils 5 Jahre Support haben. Es sind inzwischen zwei weitere LTS-Versionen erschienen, nämlich 18.04 und 20.04, dazu sieben Zwischenversionen ohne LTS. Das letzte Update für die Version 16.04 gab es im August 2020, Supportende für die Version 16.04 ist tatsächlich erst am 30.4.2021.
Fazit
Weil ich nicht das 5 Jahre alte Betriebssystem nutze, kann man mir nicht helfen. Nein, das ist siiiicher gar nicht vorgeschoben. Ich glaube noch nicht einmal, dass JAVA 11 von Ubuntu 16.04 offiziell unterstützt wird, denn in den Paketen ist es nicht zu finden.
Und selbst wenn man es schlichtweg nicht weiß, dann kann man versuchen, für den Kunden Ideen zu finden oder aber ganz einfach zuzugeben: „Tut mir Leid, hier weiß sich auch niemand einen Rat”. Wo ist das Problem?
Wie die BRAK hier mit unseren Beiträgen umgeht, ist echt nicht mehr feierlich!
Update 22.4.2021
Die BRAK schickte eine Email, dass die Fehler in der neuen Version des beA 3.4 behoben seien und nunmehr Ubuntu 20.04 unterstützt werde. Ich sehe in meine beA-Client-Security und denke: „komisch, ich hab schon Version 3.5, aber geht nicht”. Bis mir klar wurde: das beA selbst (also: die Serverstruktur dahinter) hat Version 3.4, die Software bCS auf meinem Rechner aber wäre aktuell Version 3.6.0.1. Runtergeladen, installiert - funktioniert!
Das technische Problem ist damit erledigt. Das inhaltliche bleibt.
Update 9.6.2021
Ich habe eine einen Programmierer angestellt und eine eigene Software für das beA entwickeln lassen: beAte - beA to email. Wie der Name schon vermuten lässt, kann man damit beA-Nachrichten ganz bequem per Email verschicken und empfangen. Das vereinfacht hier den Arbeitsalltag ungemein. Man hat mit dem beA quasi nichts mehr zu tun, sondern sendet und empfängt einfach Emails. Fertig.
Die Beta-Version für Windows, Mac und Linux ist seit heute online und hilft hoffentlich vielen Kollegen genau so wie mir.
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